Die meisten meiner größeren Bikepacking-Touren für das kommende Jahr stehen inzwischen fest – Zeit also, sich wieder mit meiner Ausrüstung zu beschäftigen. Meine Erfahrung mit Ortlieb Atrack Rucksack:
Inhalt
Vorherige Überlegungen
Auch wenn ich mit meinem Lasten-Gravel unterwegs sein werde, muss ich mir eine Lösung überlegen, wie ich mein Gepäck für mich und meine Hündin Peppa möglichst unkompliziert und leicht transportieren kann. Denn Peppa nimmt den Großteil der Ladefläche ein. Dort werde ich wohl nur noch ein Zelt und etwas Kleinkram wie Regenjacke oder Snacks unterbringen können – Dinge, die ich schnell griffbereit haben möchte.
Natürlich wäre auch die klassische Arschrakete eine Option. Ich könnte mir auch einfach einen Gepäckträger montieren und meine vorhandenen Taschen nutzen. Doch das ist für mich keine optimale Lösung.
Meine Wunschvorstellung: eine leichte, wetterfeste und einfach zu handhabende Tasche, die sich schnell montieren und demontieren lässt – ohne abendliches Fummeln nach langen Etappen. Und idealerweise mit etwas Ordnungssystem, damit ich nicht ewig im Taschenchaos wühlen muss, um das Teil ganz unten zu finden.
Beim Stöbern durch die bekannten Taschenhersteller fand ich irgendwie nichts, das mich auf Anhieb überzeugte – vor allem nichts, mit dem ich mir vorstellen konnte, mehrere Wochen unterwegs zu sein. Selbst bei Touren im Sommer kommt ja doch einiges an Ausrüstung zusammen.

Also weiter recherchiert. Eigentlich stand für mich fest: Mein Gepäck muss ans Rad. Meine bisherigen Erfahrungen mit Rucksackfahrten waren eher ernüchternd – der Helm drückte an dem zu weit oben sitzenden Rucksack, die Rückenflosse, die beim Wandern wirklich sinnvoll ist, stört beim Radeln nur und insgesamt fühlte sich alles einfach nicht Fahrradtauglich an.
Aber Moment – hatte Ortlieb nicht einen speziellen Bikepacking-Rucksack im Sortiment? Genau: den Ortlieb Atrack Bike mit 25 Litern Volumen, gedacht für kleinere Bikepacking-Abenteuer. Vielleicht ist es ja gar nicht so dumm, zumindest ein paar leichtere Dinge auf dem Rücken zu transportieren? Ein Versuch ist es wert.

Mein erster Eindruck
Der Ortlieb Atrack Bike Rucksack ist aus dem bewährten, wasserdichten Planenmaterial gefertigt – robust, leicht und unempfindlich.
Beim Auspacken war ich allerdings kurz überfordert: überall Riemen und Gurte in Orange und Schwarz. Und das sollen nur 25 Liter sein? Verglichen mit meinem 24-Liter-Wanderrucksack wirkt der Atrack deutlich größer – vermutlich wegen der Form. Bei Wanderrucksäcken nimmt das belüftete Rückensystem oft Platz weg, das ist hier nicht der Fall. Ich bin gespannt, was alles hineinpasst, frage mich aber, ob sich das weiche Rückenteil bei voller Beladung ausbeulen wird.




Der große, umlaufende Reißverschluss auf der Rückenseite ermöglicht einen weiten Zugriff – super praktisch! Innen gibt es einen Kompressionsriemen und vier kleinere Fächer mit Reißverschluss für Kleinkram. Außen befinden sich auf beiden Seiten Flaschenhalter mit Spannriemen. Besonders clever: kleine Klettverschlüsse an den Gurten, mit denen sich überstehende Riemen einrollen lassen – kein nerviges Flattern mehr im Fahrtwind. Einzig eine kleine Außentasche zum schnellen Verstauen fehlt mir. Das wäre das i-Tüpfelchen.

Trinksystem und Zubehör
Optional gibt es eine passende Trinkblase mit isolierter Tasche. Zunächst war mir nicht ganz klar, wie ich sie Trinkblase im inneren des Rucksackes befestigen sollte – einfach hineinlegen wollte ich sie nicht. Nach ein bisschen Tüftelei fand ich den kleinen Stift, mit dem sie sich an der Innenseite einhängen lässt ähnlich wie bei der Riemenbefestigung außen. Der Trinkschlauch kann durch eine Öffnung an der rechten Schulter geführt werden, die dank eines am Schlauch befestigten Propfens wieder wasserdicht verschlossen wird.
Zusätzliche Riemen erlauben das Befestigen von Ausrüstung wie Wanderstöcken, Helm, Luftpumpe oder Werkzeug außen am Rucksack– persönlich mag ich es aber lieber aufgeräumt, ohne außen viel herumbaumeln zu haben und ich weiß nicht, ob die Wahrscheinlichkeit so groß ist, dass ich Wanderstöcke oder Eispickel auf meiner Bikepackingtour benötige.


Im Alltagstest
Zunächst kam der Rucksack auf kleineren Alltagsfahrten mit Rennrad oder meinem Tourenrad zum Einsatz – zum Sport, zu Terminen im weiteren Umkreis, auf Erledigungstouren mit extra großem Umweg. Nach ein paar Anpassungen des Rückengestells fand ich eine sehr bequeme Position. Der Atrack ist spürbar fürs Radfahren gemacht: leicht, stabil und angenehm zu tragen. Auch mein Kopf lässt sich mit Helm problemlos bewegen, ohne dass er am Rucksack drückt.
Nur beim Gehen zwischendurch, wenn ich mein Rad abgestellt hatte, merkte ich, dass das längere Rückensystem an der Hüfte störte – aber damit kann ich leben, ich zurrte ihn kurz etwas hoch, so dass es etwas besser wurde und sich auch kleinere Zwischendurch-Spaziergänge mit dem Atrack angenehm gehen ließen. Platztechnisch hatte ich im Alltag keine Probleme und war immer wieder begeistert, wie viel 25 Liter sein können. Einzige Bedenken: durch die direkte Rückenauflage dürfte es im Sommer auf meinem Rücken vermutlich recht warm werden.
Der Härtetest
Am letzten Wochenende im Oktober folgte dann der echte Test: eine kleine Bikepacking-Tour bei Regen und Sturm – perfekt, um die Wasserdichtigkeit zu prüfen.
Schlafsack, Isomatte, Kissen, Daunenjacke, Regenjacke, bequeme Kleidung für den Abend, Technikequipment und Co. ließen sich gut verstauen, nichts gequetscht oder gestopft – und es wäre sogar noch etwas Platz für Kleinigkeiten gewesen.
Peppa saß halb verdeckt unter ihrem Regenschutz auf der Ladefläche, während ich den Atrack auf dem Rücken hatte. Es ging für ca. 6 Stunden über Feld- und Waldwege, manchmal quer feldein Richtung Osten.
Trotz des Gewichts und recht rauen Wegen spürte ich keine Druckstellen oder Verspannungen, nur am Abend machte sich ein leicht verändertes Körpergefühl durch die andere Gewichtsverteilung breit. Unterwegs vergaß ich sogar ab und an, dass ich einen Rucksack trug.

Und das Beste: Alles blieb trocken! Mein Rad war nass, Peppa war nass, ich war nass – aber der Inhalt des Rucksacks war es nicht. Am Abend trockene Kleidung anzuziehen war einfach Gold wert.
Am nächsten Tag regnete es noch stärker – wieder blieb alles dicht. Nur eine kleine Scheuerstelle am Rücken durch die leere Rückentasche meiner Thermojacke fiel mir auf. Beim nächsten Mal greife ich hier wohl zur glatteren Laufjacke ohne Rückentasche.


Mein Fazit
Für alle, die keine Möglichkeit haben, Gepäck direkt am Rad zu befestigen, ist dieser Rucksack definitiv eine gute Alternative – sei es für kurze Touren, den Alltag oder spontane Wochenendtrips. Ich kann mir gut vorstellen, dass er mich künftig öfter begleiten wird – sowohl auf dem Rad im Alltag, wenn das Auto stehen bleibt und der Fahrtwind ruft, als auch auf kleinen Bikepackingtouren etwas weiter weg. Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Erfahrung mit Ortlieb Atrack eine wertvolle Ergänzung zu meiner Ausrüstung ist.

