Die Pace-Serie galt bei Coros lange als Einstiegsmodell im Bereich der Multisportuhren – funktional, leicht und preislich attraktiv, aber ohne die High-End-Features der teureren Apex- oder Vertix-Reihen. Mit der neuen Pace Pro hebt Coros dieses Segment nun auf ein ganz neues Niveau. Überraschend ist dabei vor allem, dass die Uhr nicht nur zahlreiche Upgrades im Vergleich zur Pace 3 mitbringt, sondern in einigen Bereichen sogar Funktionen bietet, die bei den höherpreisigen Modellen bislang fehlen.
Inhalt
Im Mittelpunkt steht das neue 1,3 Zoll große AMOLED-Display, das mit einer beeindruckenden Helligkeit von 1500 Nits und einer Auflösung von 416 × 416 Pixeln deutlich brillanter und kontrastreicher daherkommt als alle bisherigen Displays in der Coros-Familie. Ebenfalls neu ist der verbaute Prozessor, der laut Hersteller bis zu 30-mal schneller arbeitet als der der Pace 3 und somit eine deutlich flüssigere Bedienung ermöglicht.
Doch damit nicht genug: Auch die GPS-Antenne, der Herzfrequenzsensor und die Batterie wurden grundlegend überarbeitet. Als weiteres Highlight bringt die Pace Pro erstmals eine Elektrokardiogramm-Funktion (EKG) mit – allerdings ohne medizinische Zertifizierung.
Mit diesem umfangreichen Technik-Upgrade positioniert sich die Coros Pace Pro weit über dem bisherigen Einstiegsniveau und drängt in Bereiche vor, die bislang den Top-Modellen vorbehalten waren.
Fakten
- 1,3 Zoll AMOLED Display
- 416 x 416 Pixel Auflösung
- 1500 Nits Helligkeit
- 46 mm Durchmesser
- Bis zu 38 h Akku mit GPS
- 6 Tage (Alway On Display) bis 20 Tage Akkulaufzeit als Smartwatch
- 32 GB Speicher
- Karten mit Offline Navigation
- 50 m Wasserdicht
- Silikon Armband, weitere Armbänder sind als Zubehör erhältlich
- 399 € UVP
Erster Eindruck
Nach dem Auspacken wird die Coros Pace Pro zunächst über die Coros-App mit dem Smartphone gekoppelt – ein unkomplizierter Vorgang, der durch das Scannen eines QR-Codes schnell erledigt ist. Bereits beim ersten Einschalten fällt das neue AMOLED-Display ins Auge: Es ist extrem hell, farbintensiv und sorgt mit seiner hohen Auflösung für einen hochwertigen Ersteindruck. Einziger Wermutstropfen: Der Coros-Schriftzug direkt neben dem Display wirkt etwas überflüssig und hätte zugunsten eines noch schlankeren Designs weggelassen werden können.
Das Silikonarmband ist angenehm dehnbar und ermöglicht einen festen Sitz, der für eine präzise Herzfrequenzmessung nötig ist, ohne dabei unangenehm einzuengen. Mit einem Gewicht von nur 49 Gramm ist die Uhr zudem ein echtes Leichtgewicht – was sich spürbar positiv auf den Tragekomfort auswirkt, selbst bei längerer Nutzung.
Die Bedienung erfolgt wie gewohnt über die für Coros typische digitale Krone, einen zusätzlichen Knopf sowie den Touchscreen. Letzterer lässt sich in den Einstellungen auf bestimmte Funktionen wie die Kartenanzeige oder Karten + Aktivität beschränken, um ungewollte Eingaben während des Trainings zu vermeiden. Knopf und Krone haben einen angenehmen Druckpunkt.
Zum Laden dient ein kompakter Ladepuck, der auf der Unterseite der Uhr angesteckt wird. Praktisch: Eine kleine Schlüsselanhänger-Halterung für den Puck liegt bei – so geht er unterwegs nicht so leicht verloren. Ein USB-C-Kabel ist hingegen nicht im Lieferumfang enthalten, dürfte aber in den meisten Haushalten ohnehin vorhanden sein.
Coros Pace Pro im Alltag
Das AMOLED-Display der Pace Pro lässt sich in zwei Betriebsmodi nutzen: Im Standardmodus wird der Bildschirm automatisch deaktiviert und durch eine Armbewegung wieder aktiviert – so sollen laut Coros bis zu 20 Tage Akkulaufzeit möglich sein. Im Always-On-Modus hingegen bleibt das Display dauerhaft sichtbar, wird jedoch abgedunkelt, um Energie zu sparen. In diesem Modus reduziert sich die Laufzeit auf etwa 6 Tage, bietet dafür aber jederzeit eine schnelle Ablesbarkeit der Uhrzeit und Basisdaten – auch ohne Handbewegung.

In meinem Praxistest hat sich die angegebene Akkulaufzeit weitgehend bestätigt, wobei sie natürlich stark davon abhängt, wie intensiv Funktionen wie GPS oder die Kartendarstellung genutzt werden. Die Displayhelligkeit kann in drei Stufen angepasst werden. Für mich war bereits die niedrigste Stufe ausreichend, um das Display bei verschiedenen Lichtverhältnissen gut ablesen zu können.
Im Alltag bietet die Pace Pro Benachrichtigungen und Anrufanzeigen vom gekoppelten Smartphone. Auch eine einfache Musikwiedergabe ist möglich – allerdings ausschließlich für lokal gespeicherte MP3-Dateien. Eine Integration von Streamingdiensten wie Spotify oder Deezer fehlt ebenso wie kontaktloses Bezahlen oder Sprachassistenten – Funktionen, die viele andere Sportuhren und Smartwatches bieten.
Bei den Zifferblättern hat man über die Coros-App eine solide Auswahl, die von schlicht bis verspielt reicht. Eine echte Individualisierung ist jedoch kaum möglich: Neben einem eigenen Hintergrundbild kann lediglich ein vordefiniertes Daten-Widget ausgewählt werden. Ich habe mich im Test für das Ziffernblatt „Absolute Black“ entschieden, das Uhrzeit, Datum, Schritte, Herzfrequenz, Trainingszeit und Akkuladung anzeigt. Mit einem Tastendruck lässt sich zwischen zusätzlich Informationen wie Sonnenauf- und -untergang, gestiegene Stockwerke und Kalorienverbrauch umschalten.
Ein praktisches Extra ist die Kamerasteuerung, mit der sich kompatible GoPro- oder Insta360-Kameras direkt über die Uhr auslösen lassen.
Weniger überzeugend ist die Umsetzung einiger Basisfunktionen: Beispielsweise ist der Zugriff auf den Timer unnötig umständlich – erst langes Drücken, dann Drehen an der Krone, Auswahl des Timers, Zeit einstellen, starten. Zudem bleibt der Timer bis zum Ablauf dauerhaft im Vordergrund, wodurch andere Funktionen der Uhr blockiert sind – hier wäre eine flexiblere Lösung wünschenswert.
Insgesamt zeigt sich: Im Bereich der Smartwatch-Funktionalität bleibt Coros weiterhin hinter Konkurrenten wie Apple, Samsung oder Garmin zurück. Wer großen Wert auf Alltagsfunktionen wie Streaming, mobiles Bezahlen oder smarte Assistenten legt, wird bei der Pace Pro Abstriche machen müssen. Der Fokus liegt hier klar auf sportlicher Nutzung – mit wenigen Extras für den digitalen Alltag.
Health & Sleep Tracking
Die Coros Pace Pro bietet ein breites Spektrum an Gesundheits- und Fitness-Metriken, das über das übliche Maß hinausgeht – besonders beeindruckend für eine Uhr, die ursprünglich aus dem Einstiegssegment stammt.
Zu den kontinuierlich erfassten Daten gehören:
- Herzfrequenz (rund um die Uhr)
- Herzfrequenzvariabilität (HRV) – während der Nacht zur Bewertung von Erholung und Stressniveau
- Blutsauerstoffsättigung (SpO₂)
- Schlaftracking inkl. REM-, Tief- und Leichtschlafphasen
- Schritterfassung und Stockwerkezählung
- Stresslevel, basierend auf HRV- und Aktivitätsdaten
Ein echtes Alleinstellungsmerkmal in dieser Preisklasse ist das integrierte Elektrokardiogramm (EKG). Damit lassen sich gezielte, manuelle HRV-Messungen durchführen – etwa morgens nach dem Aufwachen oder vor dem Training. Diese Funktion dient der präzisen Einschätzung des vegetativen Nervensystems, ist jedoch nicht medizinisch zertifiziert.
Alle erfassten Gesundheitsdaten fließen zusammen mit den Trainingsinformationen in die Berechnung zentraler Leistungsmetriken wie:
- Trainingsbelastung
- Trainingsstatus (Erhaltung, Aufbau, Überlastung etc.)
- Erholungszeit
- aktuelles Stressniveau
Besonders durchdacht ist die individuell konfigurierbare Nachtruhefunktion: Nutzer:innen können ein persönliches Zeitfenster für den Schlaf definieren. Während dieser Phase wechselt die Uhr automatisch in einen Nachtmodus, bei dem das Display gedimmt ist, um den Schlaf nicht zu stören – auch in völliger Dunkelheit. Die Schlafüberwachung funktioniert unabhängig davon und erkennt nicht nur den nächtlichen Schlaf, sondern auch das Nickerchen am Nachmittag zuverlässig.
Insgesamt bietet die Pace Pro ein erstaunlich umfassendes Paket an Gesundheitsfunktionen – und das in einer Preisklasse, in der viele Konkurrenten deutlich weniger bieten. Zwar ersetzt die Uhr kein medizinisches Gerät, liefert aber fundierte Einblicke in den eigenen Körperzustand und kann helfen, Training und Regeneration besser zu steuern.
Sport Tracking
In puncto Sporttracking zeigt sich die Coros Pace Pro erstaunlich vielseitig und orientiert sich funktional stark an den deutlich teureren Modellen der Vertix und Apex Reihe. Lediglich einige spezialisierte oder exotischere Sportmodi – etwa für Ultramarathons in extremen Bedingungen oder spezielle Bergsportarten – bleiben den robusteren Premium-Modellen vorbehalten. Für die allermeisten Sportler:innen deckt die Pace Pro aber nahezu alle Anforderungen ab.
Zu den umfassend unterstützten Sportarten zählen unter anderem:
- Laufen (Outdoor, Indoor, Trail, Bahntraining)
- Radfahren (Straße, Indoor, Gravel, MTB)
- Schwimmen (Pool und Freiwasser)
- Triathlon/Multisport (automatischer Wechsel zwischen Schwimmen, Radfahren und Laufen)
Läufer:innen profitieren besonders von der Laufleistungsmessung direkt am Handgelenk, ohne dass zusätzliche Sensoren nötig sind – eine Funktion, die sonst meist höherpreisigen Uhren vorbehalten ist. Schwimmer:innen können zwischen verschiedenen Indoor- und Freiwasser-Workouts wählen, inklusive Zugzählung, Erkennung des Schwimmstils, Tempo- und Distanzmessung.
Die Uhr bietet eine umfangreiche Trainingsanalyse mit allen relevanten Metriken:
- Trainingsbelastung
- Trainingsstatus (z. B. im Aufbau, Erhalt, Überlastung)
- Trainingseffekt (aerob & anaerob)
- Erholungszeit
- Stress
Diese Daten werden in der Coros App übersichtlich dargestellt und ermöglichen eine gezielte Steuerung von Belastung und Regeneration. Die App ist klar strukturiert, schnell synchronisiert und liefert detaillierte Auswertungen zu jeder Trainingseinheit.
Ein kleiner Wermutstropfen betrifft das Ökosystem: Trainingsdaten, die mit anderen Geräten (z. B. einem Radcomputer oder einer Smartwatch eines anderen Herstellers) aufgezeichnet wurden, können zwar über Drittanbieter-Apps wie HealthFit in die Coros App importiert und angezeigt werden. Sie fließen jedoch nicht in die Analysemetriken wie Trainingsstatus, Erholung oder Ermüdung ein – was besonders für Athlet:innen, die mehrere Geräte parallel nutzen, eine Einschränkung darstellen kann.
Fazit: Die Pace Pro bietet nahezu alle Funktionen, die man für ambitioniertes Training, effektive Wettkampfvorbereitung und sinnvolle Regeneration braucht – gepaart mit einer durchdachten App. Wer auf ein vollständig integriertes Multi-Device-Ökosystem verzichten kann, erhält hier ein ausgesprochen leistungsfähiges Trainingswerkzeug zum attraktiven Preis.
Karten und Navigation
Mit der Pace Pro zieht Coros in Sachen Navigation weiter mit den höherpreisigen Modellen gleich: Die Uhr übernimmt die vollwertige Karten- und Routenführung, wie man sie auch von der Apex und Vertix Serie kennt – ein großer Schritt nach vorne in dieser Preisklasse.
Über die Topokartenansicht lässt sich ein zuvor geladener GPX-Track zuverlässig nachverfolgen. Die Navigation erfolgt präzise entlang der Route, inklusive Abbiegehinweisen. Eine dynamische Neuberechnung der Strecke beim Verlassen des Tracks – wie man sie etwa von Geräten mit Turn-by-Turn-Navigation kennt – fehlt allerdings. Wer sich also „verläuft“, muss entweder manuell zur Route zurückfinden oder einen neuen Track laden.
Die Kartendarstellung ist dank des neuen, deutlich leistungsfähigeren Prozessors eine der positivsten Überraschungen: Zoomen und Verschieben der Karte funktioniert sowohl per Touchscreen als auch über die digitale Krone sehr flüssig und nahezu verzögerungsfrei – ein spürbares Upgrade gegenüber älteren Modellen wie der Pace 3.
Aktuell sind die Karten noch relativ schlicht gehalten. Ein angekündigtes Software-Update soll jedoch künftig Straßennamen und weitere Kartendetails integrieren, was besonders im urbanen Umfeld oder bei der Nutzung im Alltag einen echten Mehrwert darstellen würde.
Für Outdoor-Aktivitäten bietet die Pace Pro damit eine solide, praxisnahe Navigation. Wer jedoch regelmäßig spontan neue Wege einschlagen oder komplexe Routen unterwegs anpassen möchte, muss hier nach wie vor Abstriche machen. Für geplante Touren – ob beim Trailrunning, Wandern, Radfahren oder auf Reisen – ist die Navigation aber verlässlich und übersichtlich umgesetzt.
Fazit
Pro
- Tolles AMOLED Display
- Flüssige bedienung dank schnellem Prozessor
- Offline Karten
- gute Akkulaufzeit
Contra
- Design etwas schlicht
- Glas anfällig für Kratzer
- Eingeschränkte Smartwatch Funktionalität
- Karten noch ohne Straßennamen
Die COROS Pace Pro ist eine beeindruckend leistungsfähige Multisportuhr, die sich vor deutlich teureren Modellen nicht verstecken muss. Sie bietet präzises Tracking, eine breite Auswahl an Sport- und Gesundheitsfunktionen sowie erstmals in der Pace-Serie ein hochwertiges AMOLED-Display, das in Sachen Helligkeit, Farbbrillanz und Reaktionsgeschwindigkeit absolut überzeugt. Wer einmal damit trainiert oder navigiert hat, möchte nur ungern zu einem einfacheren Bildschirm zurückkehren.
Mit einem Gewicht von nur 49 g, einem angenehm zu tragenden Armband und einer langen Akkulaufzeit – insbesondere im abgedunkelten Display-Modus – punktet die Uhr auch im Alltag mit hohem Tragekomfort und praktischer Ausdauer.
Sportlich orientierte Nutzer:innen finden hier nahezu alles, was sie für strukturiertes Training, Wettkämpfe und Regeneration benötigen. Die Trainingsanalyse ist fundiert, die Navigation solide umgesetzt und die App sinnvoll gestaltet.
Dennoch bleibt die Pace Pro eine klassische Sportuhr mit begrenzten Smartwatch-Funktionen. Wer auf kontaktloses Bezahlen, Musikstreaming oder tiefgreifende Personalisierungen Wert legt, wird hier nicht fündig.
Unterm Strich liefert COROS mit der Pace Pro eine überzeugende Gesamtleistung zu einem attraktiven Preis. Sie eignet sich sowohl für Einsteiger:innen, die mehr wollen als nur Basisfunktionen, als auch für fortgeschrittene Sportler:innen, die ein leistungsstarkes, aber leichtes Trainingswerkzeug suchen – vorausgesetzt, man kann auf smarte Extras verzichten.