Laufradsätze

Custom Bike Build – ein starker Trend nicht nur in 2025?

Jennifer Louisek posiert fotogen auf Insta mit ihrem Specialized S-Works Tarmac SL8. Genau, das Rad um „sie alle zu bezwingen“. Aber an ihrem Rad ist nur der Rahmen von Specialized. Jede andere Komponente ist handverlesen für einen Custom Bike Build. Gründe, warum Jennifer das Hyperbike nicht einfach als Komplettrad von der Manufaktur gekauft hat, erfährst du hier.

Kompletträder der gehobenen Kategorie

Für ihre Hyperbikes, also das Top Rahmenset mit Carbon-Laufrädern und Top Schaltgruppe rufen fast alle großen Hersteller Preise im schmerzhaften 5-stelligen Bereich auf. Wir haben uns schon an 15.000 EUR gewöhnt. Oder haben wir das? Immer lauter scheinen die Vorwürfe gegen die Preise der Fahrradindustrie zu werden.

Warum ist das so teuer?

Für ein Rahmenset der Topkategorie eines westlichen Herstellers, wie hier das S-Works Tarmac SL8 sind ca. 5.000 EUR fällig. Je nach Hersteller oder Lackierung können sogar noch ein paar tausend draufkommen. Für einen Aero-Laufradsatz einer renommierten Marke kommen weitere ca. 4.000 EUR dazu zu und die Top-Schaltgruppen aus den Häusern Shimano, Sram und Campagnolo liegen ebenfalls bei ca. 4.000 EUR. Dann braucht es noch Reifen, Sattel und ein Cockpit.

Die Hersteller betonen das Gesamtpaket ihrer Komplettbikes, eine Ausgewogenheit zwischen Steifigkeit und Nachgiebigkeit, ausgeglichenes Aerozusammenspiel der Komponenten etc. Aber die Komplettpakete sind teilweise wenig flexibel, ab einer gewissen Rahmengröße ist der 42cm Lenker standardmäßig dran. Gleiches gilt für die Kurbel, die noch in 2025 fast ausschließlich in 172,5 oder 175 mm verbaut wird. Kettenblätter und Ritzelpaket sind ebenfalls festgelegt oder nur sehr eingeschränkt wählbar. Die Reifen zwischen 25 und 28 mm. Der Rahmen dafür vielleicht sogar optimiert, sodass mehr als 28 mm nicht hineinpassen.

3 Gründe für den Vormarsch des Custom Bike Builds

Da sind wir also bei den drei hauptsächlichen Gründen, warum Radsportler und Radsportlerinnen wie Jennifer ihre Räder selbst zusammenstellen. Worauf hier nicht explizit eingegangen wird: Leichtbau als Spezialisierung im Selbstbau, den es schon immer gab, wie bei den Weightweenies.

1. Optimal passende Komponenten

Hersteller können nur sehr langsam die neuen Trends wie kurze Kurbellängen (165mm), schmale Lenker (36cm), große Kettenblätter (56er) oder breitere Reifen (30mm+) umsetzen. Das mag an den jahrelang im Voraus geplanten Produktionen liegen. Es führt jedenfalls dazu, dass man bei einem sehr teuren Rennrad nochmal kräftig investieren darf, um ein optimal gefittetes Rad zu fahren. Einige Hersteller wie Trek, Canyon oder Factor bieten mittlerweile konfigurierbare Räder, allerdings bleiben die Auswahlmöglichkeiten manchmal in sehr eng gesteckten Rahmen, z.B. Sattel nur zwischen 145 mm (breit) und 155 mm (sehr breit) wählbar.

2. Anbauteile mit neuesten Innovationen

Die Entwicklung schreitet bei vielen Anbauteilen am Rennrad momentan sehr zügig voran. Am Beispiel von Laufradsätzen: der Trend geht zu Gewichten von neuerdings unter 1200 gr bei 50 mm Höhe, sehr breiten Maulweiten (>24mm) und wuchtiger Außenbreite, damit die Aero-Zauberformel von 1,05 umgesetzt werden kann, also dass die Breite der Felge dem 1,05-fachen des aufgepumpten Reifens entspricht. Das sorgt für den geringsten Strömungswiderstand, wenn das Vorderrad dur h den Wind schneidet. Und neue, ovale Formen der Felgen sorgen für eine gute Unempfindlichkeit bei Seitenwind.

Hookless ist ein weiteres Thema, von dem spätestens seit spektakulären Unfällen im Pro Peloton im Rennradbereich eher abgesehen werden sollte. Dann kommen noch austauschbare Aero-Carbonspeichen, verschiedene Felgenhöhen vorne-hinten, unterschiedliche Maulweiten vorne-Hinten dazu. Die Entwicklung ist enorm schnell. Selbiges gilt für Lenker: diese werden zunehmend an den Hoods schmaler (bis hin zum Minimum von 36 cm des UCI-Regelments), dafür an den Drops breiter. Die Komponenten der Fahrradhersteller können da kaum oder nur mit starker zeitlicher Verzögerung mithalten. 23 mm Maulweite oder ein 39 cm Lenker werden dann als innovativ angepriesen, sind es aber längst nicht mehr.

3. Die Kosten

Gerade im Laufradbau drängen seit einiger Zeit chinesische Hersteller auf den Markt, die äußerst wertige Produkte anbieten, die mit den genannten innovativen Merkmalen ausgestattet sind. Marken wie Farsport, Craft Racing Wheels oder No.6 bieten technische Specs vom Feinsten gepaart mit einem Preis, der bei unter der Hälfte oder einem Drittel von westlichen Fabrikaten liegt. Gleiches gilt für Rahmensets, die in Produktionsqualität, Gewicht und Steifigkeit nicht schlechter sind als westliche Marken, wiederum zu einem Bruchteil des Preises.

Ok, bei Rahmen können sich die Geister scheiden, denn ob ein Quick Pro AR:One genauso viel Vortrieb bietet wie ein Tarmac SL8 ist nicht leicht zu glauben geschweige denn herauszufinden. Ebenfalls schreckt so mancher davor zurück, keinen Support durch den lokalen Bikeshop bekommen zu können, wenn mit dem neuen Rahmen oder dem Laufradsatz etwas nicht in Ordnung wäre. Und bei Marken aus Fernost sollte man sich grundsätzlich auskennen, denn es gibt sie wie Sand am Meer. Nicht jeder Ali-Express Laufradsatz ist hochwertig, aber was man zum Beispiel bei Pandapodium im Onlineshop findet steht für die Speerspitze an ausgereiften chinesischem Komponenten.

Custom Specs im Pro Peloton

Die Profis werden durch die bekannten Marken ausgestattet, aber ihr Material ist nach den neuesten Maßstäben angepasst. Sie bekommen auf ihre Räder das geschraubt, was das Optimum ist. Das ist nicht dasselbe, mit denen die Räder an den normalen Kunden ausgeliefert werden. Auch nicht für 15.000 EUR. Tadej Pogacar fährt eine 165mm Kurbel. Dieselbe hat sich auch Jennifer verbaut – aus dem Hause Cybrei. Wiegt mit den Kettenblättern ca. 200 gr leichter als das Top-Pendant der westlichen Hersteller. Und Pogis Laufradsatz, der Enve SES 4.5, findet man an keinem der neuen Modelle des Y1RS aus dem Hause Colnago. Darf man dann für 3.500 EUR nachrüsten, wenn einem das wichtig ist.

Details zu Jennifers Custom Build

Aber zurück zu Jennifer, aus was besteht ihr Custom Built S-Works Tarmac SL8?

Rahmenset: Specialized S-Works Tarmac SL8
Schaltgruppe: Dura Ace DI2
Laufräder: Craft Racing Wheels CS4045
Cockpit: Tavelo Avro
Bremsen: Hope Technology
Kurbel und Kettenblätter: Cybrei
Powermeter: Xcadey

Preis: Wahrscheinlich nicht gering, aber sicherlich ein paar 1000 unter dem Komplettrad mit vergleichbarer Ausstattung von Specialized (14.500 EUR).
Gewicht: Mit Sicherheit ein paar 100 gr leichter als das Komplettrad. Allein Kurbel und Laufradsatz sind ca. 400 gr leichter als die Komponenten von Roval und Shimano. Der YouTuber und Radladen-Betreiber GCPerformance hat sich ebenfalls ein Specialized Tarmac SL8 selbst zusammengebaut. Bei seinem L-Rahmen mit 1xAntrieb und einem Laufradsatz von No.6 (1.500$) und 32er Bereifung mit Schläuchen kommt er auf ein Gesamtgewicht von 6,4 kg – und das MIT Pedale und Flaschenhalterungen! Zu sehen gibt es das auf Youtube (folge diesem Link zum Video).

Eigenbau ist nicht jedermanns Sache

Da wäre noch die Sache mit dem Aufbau, also dem Build der eigens zusammengestellten Teile. Kann oder traut sich vielleicht nicht jeder. Aber dafür gibt es ja die Bikeshops in der Nähe. Wiegetritt in Lilienthal zum Beispiel. Dort gibt es auch die westlichen Marken wie Sram, Shimano und Campa. Damit steht dem Custom Build nichts mehr im Wege.

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