Eurobike 2025 – eine etwas eingeschlafene Messe feiert ihr Comeback. Das war jedenfalls der Eindruck von mir, als ich mit Andi vom 24. und 25. Juni in Frankfurt vor Ort war. Es fehlen zwar viele der großen Marken, aber dafür haben die Aussteller, die da waren, so einiges an Erlkönigen, Weltneuheiten und Prototypen aufgefahren. Und wir haben beim Presse-Kickoff die Zukunftspläne der Eurobike aufgeschnappt.
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So funktioniert die Eurobike Messe
Größe und Vielfalt der kleineren Aussteller hat uns diesmal nahezu erschlagen. Wir legen am ersten Tag bereits 20.000 Schritte zurück, also im Grunde einen Halbmarathon. Die Messe teilt sich im Wesentlichen in 5 Areale auf (4 Hallen und ein Außen-Testbereich):
Halle 12: hier gibt es die größten Messestände der etablierten Hersteller. Der Stand z.B. von Abus ist so groß, dass sie eigene Pausen- und Versorgungsanlagen für ihre Mitarbeiter haben, mehrere Konferenzräume für Großkunden und einen Eiswagen für die Besucher. 12 ist also generell die Halle für die etablierten, prominenten Marken (und solche, die es gerne werden wollen).



Halle 11, die 2 Ebenen hat, beherbergt ebenfalls riesige Flächen von westlichen Marken, hier kann man fast nicht den doppelgeschossigen Stand von Paul Lange mit u.a. Shimano übersehen, aber in dieser Halle finden sich auch schon viele der aufstrebenden fernöstlichen Marken mit unterschiedlich großen Ständen wie Seka, Magene, Elitewheels, die deutlich zeigen, dass sie mitmischen wollen. Hier gibt es aber auch schon die ersten sehr kleinen Stände, kaum mehr als 5qm groß, in denen sich Marken wie Winspace, Carbonda oder Carbon Speed präsentieren.



Halle 8 ist für Startups reserviert sowie innovative Ideen, die sich zwischen Fahrrad, Eletromobilität und Auto bewegen.



Und dann ist da noch die Halle 9, überwiegend dichtgepackt mit sehr kleinen Ständen, ein Temu-Ali-Wish-Crossover aus allen möglichen Gegenden aus Fernost. Hier gibt es irgendwie alles und vor allem viele Produkte mit Innovationspotenzial, wie z.B. federleichte Laufräder aus Magnesium am Stand von Jurong Extramag Technology.
Meine Highlights auf der Eurobike 2025
Mich interessieren generell Renn- und Gravelräder und entsprechendes Zubehör, aber ich bin auf die Messe gegangen, vor allem um die östlichen Marken zu besuchen. Wer mehr an den Herstellern aus West interessiert ist, sollte Andis Bericht lesen. Meine Highlights aufzuzählen fällt mir fast ein bisschen schwer, es gab einfach so vieles, das mich begeistert hat.
Seka
Auf dem Stand von Seka wurde das Spear super gut in Szene gesetzt. Ausgestattet mit Dura Ace und Artech Läufrädern von Scope aus Holland (die auch einen Stand hatten und ein Highlight waren). Und sie präsentiereten als Weltpremiere einen Prototypen ihres neuen Racegravelers Exaero GR. Mit Srams Zipp 303XPLR Laufradsatz und 45er Reifen aufgebaut ebenfalls ein optischer Leckerbissen.


Magene
Bei Magene, die für ihre Lun Hyper Laufräder bekannt sind finden wir die neue 2×12-fach elektrische Schaltgruppe QED. Die Hoods sind ähnlich wie bei Shimano, ebenfalls die zentrale Batterie für den Rahmen. Daneben sind viele weitere ihrer Cockpit-Komponenten wie ein Licht, Actioncam, GPS-Radcomputer und ein Radar Rücklicht in das Ökosystem integriert und lässt sich über die zusätzlichen Knöpfe der Briftern steuern. Die komplette Schaltgruppe kostet in China aktuell ca. 600 EUR und soll bis Ende des Jahres auf den europäischen Markt kommen.
Carbonda
Auf dem sehr kleinen Stand von Carbonda zeigt man mir gleich zwei Neuheiten: zum einen die Weltpremiere der neuen Marke Assisting Force mit dem Racegraveler-Rahmen AF-01 SSL und als weitere Premiere einen Racegraveler der Marke Quick Pro, ebenfalls eine Inhouse-Marke von Carbonda.

Carbon Speed
Auf dem Stand von Carbon Speed überrascht man mich mit der Weltpremiere eines neuen Carbon-Gravellaufradsatzes. Er ist von den Maßen her dem Zipp XPLR303 sehr ähnlich, wahrscheinlich noch ein bisschen wuchtiger in den Maßen, wiegt jedoch mit 1350 gr deutlich weniger. Das Ausstellungstück hat Titanspeichen, wird es aber auch mit Carbonspeichen zu haben sein.
Was mir auffällt: die Chinamarken gehen stark auf T47 Tretlager und haben jetzt vermehrt Storageboxen in den Unterrohren. Bei Carbon Speed kann man einen aufgesägten Rahmen in Bezug auf das Herstellungsverfahren EPS-Molding begutachten. Das Verfahren gewährlseitet einen innen blitzsauberen Rahmen ohne Grate oder Löcher und eine sehr hohe Steifigkeit bei geringem Gewicht.
Lightcarbon
Lightcarbon schließlich haben zur Messe ihren neuen Endurance Allroad Rahmen als vollständig aufgebautes Bike mit. Ähnlich wie Seka Spears Windeye hat auch das neue Modell mit dem unscheinbaren Namen LCR018-D Windschlitze am Übergang zwischen Sattelrohr und Sitzstreben. Außerdem kann es Laufräder bis zu 38 mm aufnehmen und kommt mit einem neugestalteten Carbon Lenker-Vorbau-Cockpit, das jetzt mit Maßen bis zu 130 x 360 mm aufwartet.

Shimano
Auch auf den Ständen der westlichen Hersteller hagelt es Marktneuheiten. Shimano präsentiert die neue DI2 Auto-Cues-Schaltung, die sich nicht nur selbst auflädt, sondern auch über eine selbstlernende Schaltautomatik verfügt. Außerdem wird die neue komplett kabellose Gravelgruppe GRX 1×12 vorgestellt, die neben Funkanbindung jetzt auch einen kleinen Akku direkt am Schaltwerk hat, genau wie bei Sram.
Simplon
Simplon präsentiert seinen neuen eGraveler HQ mit 290 Wh Akku und 100 W Motor, das lediglich 12,7 kg auf die Waage bringt und preislich mit einer GRX600 Gruppe bei 5.000 EUR losgeht.
Wilier
Wilier stellt seinen neuen Racegraveler Rave SLR vor mit aggressiver Sitzposition für kurze, harte Renneinsätze und Reifenfreiheit bis 52 mm. Preislich je nach Ausstattungsvariante zwischen 4.000 – 10.000 EUR.

Lupine
Lupine launcht ihre neue einteilige Lampe SL Grano F, die über ein per Taster schaltbares 1.000 Lumen Fernlicht verfügt und im Tagfahrmodus 12 h lang durchhält. Besonders pfiffig ist die magnetisch selbstverriegelnde Anbringung, formschön unter dem Radcomputer.

Factor
Factor haben ihr relativ neues Monza dabei, ettliche Sonderlackierungen ihres Bestsellers Ostro und einen Aero-Erlkönig, den wir leider nicht wirklich wahrnehmen. Dafür treffen wir auf Rolf Singenberger, ehemaliger Entwickler bei BMC, der uns einen Prototypen eines Racegravelers (www.rsgravel.com) zeigt mit vollintegriertem SON-29S-Nabendynamo und Lupine-Doppelscheinwerfer und das über einen herausnehmbaren Masse-Trägheitsdämpfer in der Starrgabel verfügt, eine Technologie bekannt von Downhill-MTBs oder dem Super-Moto-Bereich.
Andere
Die Auflistung könnte noch lange weitergehen. Und wir hätten auch noch ewig über die Messe schlendern und weitere Dinge entdecken können. Aber unsere Zeit war auf zwei Tage begrenzt. Wir haben mit vielen der Herstellern gesprochen und werden im Nachgang noch einige der entdeckten Neuheiten in eigenen Artikeln featuren. Seid gespannt.
Zur Zukunft der Eurobike
Die Macher hinter der Messe planen diese zu erweitern: was wir heuer schon in Halle 8 sehen konnten, nämlich Mobilitätskonzepte zwischen Fahrrad, eBike und Autos wird einen eigenständigen Teil mit dem namen MobiFuture bekommen. Es wird nicht eine eigene Messe sein, sondern ein zweieiiger Zwilling der Eurobike. Besucher können beide Areale genießen. Eventuell gelingt es so, auf eine Größe aus vergangenen Tagen wieder heranzuwachsen. Wir von bergauf.cc werden wiederkommen, aber uns wird nur der Fahrradteil interessieren. Und zwar der, der mit Muskelkraft betrieben wird. Maschinen für Maschinen.