Das Pinarello Dogma F Super Record WRL ist wie Vollgas in einem Sportwagen. Meine persönliche Erfahrung: Es gibt aktuell kein schnelleres Rennrad, aber das kostet 16.000 Euro.
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Fahrt wie in einem Sportwagen
Beim ersten Anfassen habe ich für den Bruchteil einer Sekunde überlegt, ob ich mir die Hände gewachsen hatte. Verrückt, es ist doch nur ein Fahrrad. Es ist auch nicht das erste Pinarello und auch nicht das erste Dogma, auf dem gefahren bin, aber irgendwie ist dieses Dogma F wirklich anders.
Man steigt nicht einfach auf das Dogma, man nimmt Platz. Der erste Tritt in die Pedale offenbart sofort, dass hier keine Energie verschwendet wird. Jedes Watt, das der Radsportler aufbringt, wird in Vortrieb umgewandelt. Das Bike katapultierte mich im Wiegetritt förmlich nach vorne. Hier kommt unweigerlich der Vergleich mit einem Sportwagen auf. Es ist wie einen Porsche 911 GT3 bei der Beschleunigung vor dem Ausbrechen zu hindern.
Das Dogma F klebt förmlich auf dem Asphalt. In schnellen Abfahrten vermittelt das Dogma trügerische Sicherheit, denn es ist maximal agil und reagiert auf kleinste Lenkerbewegungen. Wenn man dieses Rennrad erstmal gelernt hat zu zügeln, ist die Rennmaschine erstaunlich stabil – bei hohen Geschwindigkeiten und im Windschatten sowieso. Leider war die erste Fahrt so beeindrucken, dass hier keine Stopps für mehr Fotos drin waren.

Ausstattung und Technik im Pinarello Dogma Test
Wer die fast 16.000 Euro für das Pinarello Dogma F Super Record hinblättern, kann auch die beste Ausstattung erwarten. Campagnolo Super Record WRL 12S ist die kabellose, elektronische Gruppe, die extrem präzise Gangwechsel ermöglicht.
Die Laufräder sind Campagnolo Bora WTO 45. Die wiegen leider fast 1.500 Gramm und sind so kein Leichtgewicht. Mit einer Innenbreite von nur 19 mm ist die Felge für zeitgemäße Reifenbreiten von 28 oder 30 mm nicht sonderlich gut geeignet, zum Beispiel den neuen Conti Archertype. Ausgeliefert wird mit Grand Prix 5000S TR28-622. Verbaut sind 160 mm Discs, hier könnte man sicherlich hinten auf 140 mm wechseln.
Ausstattung
- Schaltgruppe Campagnolo Super Record, 12fach, 50/34 und 11-29 Kassette
- Bremsen Campagnolo Super Record 2 pistons, 160mm
- Kurbellänge 172,5 (Größe 53)
- Sattel Most Lynx Ultrafast Superflow L Carbon, 145mm
- Laufräder Campagnolo Bora WTO 45
- Mitgeliefertes Zubehör Flaschenhalter Trap PACF ø 74mm und Trinkflasche Pinarello 550ml Black
- Weitere Varianten: Shimano Dura Ace Di2 und SRAM Red eTap AXS
- Größen 425, 450, 465, 485, 500, 510, 520, 525, 540, 560, 600
Für 25.000 Euro kann man eines der 50 Limited Edition Dogma F 1K in Luxter Green mit Shimano Dura Ace und Princeton Wake 6560 Laufräder erwerben.

Das Rahmenset soll 108 Gramm leichter sein, als die vorherige Version und die Aeroeffizienz im Nachkommabereich verbessert. Zumindest das zweite wird selbst Profis nicht relevant schneller machen. Die Liste der Dogma F Größen hat 11 Zeilen , was natürlich auch mit Investition in den Formenbau verbunden und sich damit auf den hohen Preis auswirkt.
Bei den Shimano-Modellen gibt es Laufräder Princeton Peak 4550, die Campagnolo-Version läuft auf Bora WTO 45. Interessant ist der schmale Lenker, der aber mit einem Flair, also am Unterlenker breiter verläuft. Pinarello nennt die Karbonfasern M40X und die sollen für die Steifigkeit verantwortlich sein. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht auffällt, ist der Rahmen verändert. Das Oberrohr ist schlanker, das Unterrohr etwas gedreht und das Steuerrohr stromlinienförmiger.

Sichtbar sind die neuen Steckachsen, die kürzer und auf der Außenseite in den Rahmen integriert sind. Hier ist also keine Öffnung mehr, was wieder ein Stück Aerodynamik bringt und optisch extrem chic ist. Pinarello nennt die New Most Ultra Light Custom Axles. Eine zweite Modifikation ist die Klemme der Sattelstütze. Die beiden Torx-Schreiben sind im Sattelrohr integriert. So kann weder Schmutz noch Schweiß von oben eindringen.


Beim Gewicht mogelt Pinarello etwas. Ohne Pedale und Flaschenhalter stehen 6,88 kg für Größe 53 auf der Website. Das Dogma von unserem Testbericht in Größe 53 wiegt ohne Pedale und ohne Falschenhalter 7,06 kg.

Warum ist dieses Rennrad so teuer? Die Anatomie des Preises
Der Preis von über 15.000 Euro für das Pinarello Dogma F Super Record ist nicht nur auf den ersten Blick schwindelerregend. Doch er ist das Ergebnis einer Kombination aus mehreren Faktoren, die dieses Rennrad zu einem der begehrtesten und leistungsfähigsten auf dem Markt machen.
Hochwertige Carbonfasern und Fertigung, aufwendige Tests im Windkanal und immer wieder Anpassungen, die besten Komponenten und permanente Weiterentwicklung von auch kleinen Details summieren sich. Auch die Anzahl an Farben und Großen ist ein finanzieller Aufwand für die Italienische Marke. Und das Markenimage lässt Pinarello sich auch einiges kosten, was sich natürlich auf den Preis auswirkt. Dann gibt es noch den Pinarello My Way Konfigurator.




Warum vergibt die Tour Magazin „nur“ Note 1,9 für das Dogma F?
Das Pinarello Dogma F ist zweifellos ein Meisterwerk, auch wenn Tour-Magazin „nur“ mit der Note 1,9 bewertet hat. Ich selbst wüsste nicht, welches Rennrad dann eine glatte Eins wäre. Das von der Tour getestet Rad war mit Shimano Dura Ace und die wurde mit 1 benotet. Was wäre der Benchmark Campa dann?
Der Komfort Heck und Front erhält nur eine 3,0 und hier wird dann auch klar, warum diese Bewertungen keinerlei tatsächliche Relevanz haben. Ein für maximale Performance konzipiertes Rennrad ist nun mal kein Hollandrad mit gefedertem Sattel. Daraus folgt dann auch in der Liste der Minuspunkte: „hart abgestimmt“. Spätestens bei der Grafik Einsatzbereich bestätigt sich die völlig fehlende Aussagekraft dieser Tests. Wenn das Pinarello Dogma F nicht 100 % für den Wettkampf gemacht ist, welches Rennrad dann?
Ein Rennrad Test hat natürlich viele Blickwinkel, aber Gravel, Road bikes und TT dürfen nicht über einen Kamm geschoren werden. Ein wirklich echter Minuspunkt wäre bzw. ist, dass in dieser Preisklasse kein Leistungsmesser verbaut ist. Die Look Power Blade Pedale sind dann sogar bei einem Rennrad wie dem Dogma F das erste zusätzliche Zubehörteil.

Kann ein Rennrad so viel Wert sein?
Das Pinarello Dogma F ist schnell, reagiert sofort, läuft stabil und ist wunderschön anzusehen. Doch es bleibt die Frage: Warum leistet sich jemand ein Rennrad, das mehr kostet als ein Kleinwagen? Ist es die Suche nach dem letzten Prozent Leistungsoptimierung oder einfach die Freude am Besitz eines Rennrads, das über den reinen Nutzen hinausgeht? Wahrscheinlich eine Kombination aus beiden. Bei einem Sturz sind die Kratzer leider genauso unschön, wie bei jedem anderen Rennrad.





Wie ist meine Pinarello Erfahrungen: Es gibt aktuell kein steiferes Rennrad und die Pinarello Ausstattung ist vom feinsten. Bei dem Preis erwartet man aber auch nicht weniger. Kein Minuspunkt, aber das i-Tüpfelchen wäre es, wenn der Pinarello-Rahmen nicht aus China oder Taiwan kommen würde. Eine andere Topmarke machts vor, Look fertigt das 795 Blade in Frankreich.























Fährt man damit in der Gruppe oder nur alleine und bei 0% Regenwahrscheinlichkeit?
Ich glaube nicht, dass ich so ein teureres Rennrad jemals kaufen würde.