Wir haben mit Lennard Schäfer und Teassa Menges von Enduco über neue Trainingsmethoden und KI-Trainingspläne gesprochen. Der Gründer von der Training-App Enduco ist selbst leidenschaftlicher Radfahrer und gab uns einen Ausblick in die Zukunft von strukturiertem Training.
Inhalt
Wie sich das Training gewandelt hat
In den 1990er-Jahren, als Radsportlegenden wie Jan Ullrich und Lance Armstrong die Straßen dominierten, war Training vor allem eines: kilometerintensiv. Die Philosophie war simpel: viel hilft viel. Stundenlange Einheiten, oft ohne Rücksicht auf individuelle Bedürfnisse, prägten das Training. Doch seitdem hat sich das Verständnis von effektivem Training grundlegend gewandelt.
Im modernen Ausdauersport stehen heute Kontinuität, Regeneration und individuelle Anpassung im Fokus. Unterstützt durch technologische Innovationen hat Künstliche Intelligenz den Weg geebnet, um personalisiertes und effektives Training für alle zugänglich zu machen. KI-Technologie mit sportwissenschaftlicher Expertise zeigt, wie zukunftsorientiertes Training funktioniert.
In der Vergangenheit bestand Training hauptsächlich aus langen Radausfahrten oder endlosen Laufeinheiten – ohne Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse der Sportler. Heute ist klar: Jeder Körper reagiert anders. Faktoren wie Regeneration, Belastbarkeit und persönliche Ziele sind entscheidend.
Lennard Schäfer, CEO von Enduco

Was genau hat sich verändert?
Heutzutage weiß man genau, welche Trainingsreize welche Anpassungen im Körper bewirken, und kann deshalb eine sehr präzise Trainingssteuerung basierend auf dem gewünschten Ziel erstellen. Verschiedene Studien zeigen, dass spezifische Trainingsmethoden unterschiedliche Anpassungen hervorrufen, wie zum Beispiel die Steigerung der VO2max durch hochintensives Intervalltraining (HIT) oder die Verbesserung der aeroben Kapazität durch längere Trainingseinheiten im unteren Intensitätsbereich (Seiler & Tønnessen, 2009).
Die modernen Messmöglichkeiten der Leistungswerte, wie Laktatdiagnostik und Spiroergometrie, ermöglichen es, ein genaues „Bild“ des Athleten zu zeichnen. So lassen sich individuelle Stärken, wie eine hohe maximale Sauerstoffaufnahme, und Schwächen, wie eine geringe Laktattoleranz, analysieren und gezielt trainieren. Wattmesssysteme, die in der Sportwissenschaft heutzutage Standard sind, liefern präzise Daten zur Leistung und ermöglichen eine klare Definition von Trainingszonen.
Auch durch die Möglichkeit, Gesundheitsdaten rund um die Uhr zu erfassen – beispielsweise über Wearables, die Herzfrequenzvariabilität (HRV), Schlafqualität oder Hauttemperatur messen – können Stress, schlechter Schlaf oder ein sich anbahnender Infekt frühzeitig erkannt werden. Diese Daten ermöglichen es, das Training individuell und tagesaktuell anzupassen, um Überbelastungen zu vermeiden und die langfristige Leistungsentwicklung zu fördern.

Möglichkeiten durch Technologie für KI-Trainingspläne
Viele technologische Plattformen und Apps bieten bereits Trainingspläne oder einzelne Trainingseinheiten an, zum Teil sogar kostenlos. Doch während diese für Einsteiger hilfreich sein können, berücksichtigen sie oft nur minimale individuelle Faktoren, wie beispielsweise die FTP (Functional Threshold Power). Das führt zu Plänen, die sich zwar leicht verfolgen lassen, aber wenig auf die tatsächlichen Bedürfnisse und Ziele des Sportlers eingehen und sich nur schwer anpassen lassen.
Daneben bieten andere Anbieter an, sich über eine Plattform direkt mit einem Personal Trainer in Verbindung zu setzen und den Datenaustausch darüber zu erledigen. Zwar können Personal Trainer über solche Plattformen ihre Athleten effizienter managen, letzten Endes ist aber auch ihre Kapazität begrenzt und man muss für diese persönliche Betreuung meist 150 Euro aufwärts zahlen. Hier setzt KI-basierte Trainingssteuerung wie die von Enduco an.

Die Rolle der KI im Sport
Die Entwicklungen im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) haben den Sport revolutioniert. Enduco setzt KI ein, um individuelle Trainingspläne zu erstellen, die sich dynamisch an die Verfassung des Sportlers anpassen. Historische Daten, aktuelle Fitness- und Leistungswerte sowie persönliche Rückmeldungen fließen in ein ganzheitliches Athletenprofil ein. Auch das angestrebte Ziel ist ein entscheidender Parameter der Trainingsplanung, der berücksichtigt wird. Das tägliche Ermüdungsmonitoring verhindert dabei Über- und Untertraining und schützt die Gesundheit des Sportlers.
Damit bringen KI-Trainer sowohl ambitionierten Athleten als auch Freizeitsportlern einen realistischen und effektiven Trainingsplan. Durch die Effizienz der Algorithmen lassen sich vom Athleten gewünschte Anpassungen in kürzester Zeit durch eine Neuberechnung und Optimierung aller Faktoren umsetzen.
Enduco wurde entwickelt, um personalisiertes Training für jeden zugänglich zu machen. Dabei verfolgt die App einen klaren Ansatz:
- Einfache Integration: Enduco integriert Trainingsdaten von Plattformen wie Garmin, Coros, Strava und vielen weiteren Drittanbietern nahtlos. Es können historische Trainingsdaten importiert und geplante Trainings exportiert werden.
- Persönlicher Plan: Ein umfangreiches Verständnis des aktuellen Fitnesszustandes ist Grundlage für die Erstellung eines individuellen Plans. Unter Berücksichtigung des aktuellen Fitness Levels, des persönlichen Ziels auf das die Athleten hin trainieren möchten sowie möglicher Einschänkungen wie z.B. verfügbare Zeit, wird ein maßgeschneiderter Plan erstellt.
- Individuelle Anpassung: Die KI erstellt nicht nur einmalig einen Plan, sondern passt ihn tagesaktuell an. Faktoren wie Schlafqualität, Stresslevel und Muskelkater werden durch tägliche Befindlichkeitsabfragen berücksichtigt. In einer zukünftigen Version, die derzeit entwickelt wird, ist auch der direkte Import von Gesundheitsdaten anderer Anbieter (z.B. Whoop) geplant.
- Wissenschaftlicher Hintergrund: Die zugrunde liegenden Trainingspläne basieren auf den Prinzipien der aktuellen Sportwissenschaft, die das Team in Algorithmen übersetzt hat.
- Erschwinglichkeit: Im Vergleich zu persönlichen Trainern bietet Enduco eine kosteneffiziente Alternative, ohne dass die Qualität darunter leidet.
Wie funktioniert Enduco?
Nach dem Download der App und der Eingabe persönlicher Daten sowie Ziele analysiert Enduco vergangene Aktivitäten, erstellt einen Ist-Zustand und ermittelt den zu diesem Zeitpunkt besten Trainingsplan. Die Athleten können sich einen Trainingsplan erstellen, der entweder rein auf die Fitnesssteigerung abzieht oder der sie auf einen bestimmten Wettkampf in einer machbaren Zielzeit vorbereitet. Je nach Ziel wird das Training ausgerichtet, Trainingsplan für ein Wettkampf mit kaum Höhenmetern sieht anders aus als einer für einen Wettkampf mit vielen Höhenmetern.
Um das Training optimal im den Alltag integrieren zu können, können Athleten außerdem angeben, an welchem Tag sie wie viel Zeit haben. Die KI legt dann Intensität, Dauer und Häufigkeit der Einheiten rund um die Bedürfnisse des Athleten fest. Trainings können sowohl drinnen mit Smart-Trainern in Zwift oder myWhoosh als auch draußen absolviert werden.
Enduco gibt dabei nicht nur einen Plan vor, sondern macht transparent, warum die geplanten Trainingseinheiten die richtigen sind und welches Ziel damit verfolgt wird. Der Athlet hat jederzeit die Möglichkeit, in der laufenden Trainingswoche Änderungen vorzunehmen, Trainingseinheiten durch andere Trainingseinheiten aus Trainingsbibliothek zu ersetzen und erhält gleichzeitig vom Coach eine Rückmeldung, wie sich die Änderungen auswirken.
Längere Abwesenheiten vom Training wie ein Urlaub oder eine Geschäftsreise können problemlos berücksichtigt werden. Indem längere Trainingspausen schon im Vorhinein berücksichtigt werden kann die App diese Erholungsphase ausnutzen indem die Belastung davor gesteigert wird. Auch kurzfristige Änderungen wie eine Krankheit wird berücksichtigt. Nach einer Krankheit wird der Plan neu evaluiert und der Einstieg in das Training besonders schonend gestaltet. Demnächst wird es neben Urlauben auch möglich sein Trainingslager mit der enduco-App zu verplanen, so können etwaige Erholungsphasen um das Trainingslager herum verplant werden.

Über Enduco
Enduco ist einer der führenden Anbieter von KI basierter Trainingsplanung im Ausdauersport mit der Mission, Athleten dabei zu helfen ihr volles Potenzial durch hoch-individuelles Training zu erreichen. Die initiale Idee, eine Technologie zu erschaffen, die individuelles Training für Ausdauersport auf Niveau eines Personal Trainers bieten kann, ist mittlerweile Wirklichkeit geworden. Das interdisziplinäre Team vereint Kompetenzen aus den Bereichen Sportwissenschaft, IT mit Schwerpunkt auf KI sowie digitale Produkte und hat seinen Sitz in Berlin.
Auch die neueste Kooperation von Enduco mit dem Pro Cycling Team Lotto Kernhaus zeigt, dass die Technologie auch von Profis genutzt wird.
Teassa Menges, Sports scientist & product manager bei Enduco
Durch die Zusammenarbeit mit führenden Institutionen wie der Rheinland-Pfalz Technischen Universität, dem Health-AI Netzwerk und Kontakten im Leistungssport, ist Enduco an der Quelle von sportwissenschaftlicher Innovation und gestaltet diese aktiv mit, indem nicht nur die aktuelle Sportwissenschaft in Technologie übersetzt wird, sondern neue Sportwissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden und Eingang in das Produkt finden.

Perspektiven und Ausblick
Zunächst wird Enduco weitere Sportarten wie Schwimmen und Triathlon ergänzen, um damit auch interdisziplinäres Training im Ausdauersport zu ermöglichen.
Auch die Zielsetzung wird noch individueller: Nicht nur das Training auf einen bestimmten Wettkampf soll möglich sein, sondern auch das Training bestimmter Parameter, die sich aus einem Stärken/Schwächen Profil ergeben. Athleten können wählen, ob sie beispielsweise ihre FTP (Functional Threshold Power) oder ihre VO2max verbessern möchten.
Mit der zunehmenden Verfügbarkeit präziser Daten gewinnt die Integration von Gesundheits- und Umweltfaktoren weiter an Bedeutung. Faktoren wie Schlafqualität, Außentemperatur und bei Athletinnen der Menstruationszyklus werden in die Trainingsanalyse einbezogen, um eine noch präzisere und individuellere Trainingssteuerung zu ermöglichen.
Die Grundlage ist geschaffen und während das Training bereits jetzt hoch individuell ist, werden weitere Daten eine noch genauere Trainingssteuerung ermöglichen und gleichzeitig das Verständnis darüber welche Maßnahmen welchen Trainingseffekt haben fördern und neue Erkenntnisse bringen. Es lohnt sich diese spannende Entwicklung weiterhin zu verfolgen.
Ist KI der Gamechanger im Training
Die Zeiten, in denen ein Trainingsplan unflexibel und teuer war, sind vorbei. KI unterstütze Trainingsapps zeigt, wie Sportler aller Leistungsniveaus individuell, nachhaltig und effizient trainieren können ohne dabei das Budget zu sprengen. Die Kombination aus wissenschaftlich fundierten Methoden, intelligenter Anpassungsfähigkeit und benutzerfreundlicher Gestaltung macht die neuen Möglichkeiten für Trainingspläne zu einer idealen Wahl für moderne Athleten. KI-Apps wie Enduco sind besonders für Sportler geeignet, die sich eine effektive Trainingsplanung wünschen, ohne dabei auf die individuelle Betreuung eines Trainers angewiesen zu sein. Wer seine Leistungen steigern möchte, sollte den Schritt in die Welt der KI-gestützten Trainingsplanung wagen!
Quelle: Seiler, S., & Tønnessen, E. (2009). Intervals, thresholds, and long slow distance: the role of intensity and duration in endurance training. Sportscience, 13.
Text: Lennard Schäfer und Tessa Menges/Fotos: endurance coach GmbH

Lennard Schäfer, CEO & Founder
Mit einer tiefen Leidenschaft für digitale Produkte und neue Technologien ist Lennards persönliche Motivation, die bestmögliche App für individuelles Training zu entwickeln. Als leidenschaftlicher Läufer und Radfahrer kennt Lennard die Bedürfnisse von Sportlern aus eigener Erfahrung. Lennard nutzt enduco, um sich auf seine Wettkämpfe vorzubereiten.

Tessa Menges, Sportwissenschaftlerin
Tessa hat sich auf Hochleistungssport und Rehabilitation spezialisiert. Sie bringt das notwendige Fachwissen mit, um unseren fortgeschrittenen Trainingsalgorithmus zu entwickeln. Als leidenschaftliche Läuferin und Radfahrerin, die regelmäßig an Wettkämpfen teilnimmt, ist sie nicht nur das Gehirn hinter dem Produkt, sondern auch eine engagierte Nutzerin von enduco.