Zuckerwasser als Ersatz für teure Wasserzusätze
Die Australier Chris Miller und Jesse Coyle sind harte Wettkampfhunde. Sie schwören seit einiger Zeit auf ihr Zuckerwasser in der Trinkflasche, das sie kurzum „Sugarflask“ nennen. Ich habe selbst getestet, ob das tatsächlich funktioniert.
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Das erste Mal Zuckerwasser
Schon vor vielen Jahren fand ich ein Video, in dem mir die damalige Freundin des Youtubers Durianrider erklärte, dass sie die Hälfte ihrer Trinkflasche mit weißem Zucker voll mache und den Rest mit Wasser auffüllt. Ich tat es ihr nach und bekam das süße Zeug nicht durch den Hals. Aber ich war da vielleicht etwas blauäugig rangegangen.

Zuckerwasser als Supertreibstoff
Chris Miller und Jesse Coyle sind hingebungsvolle Rennradamateure. In ihrer Nero Show (Link zum Youtube-Kanal) kommentierten sie neue Räder, reden über Trainingsumfänge, Fahrverhalten in Gruppen und sprechen über ihre eigenen Rennerfahrungen. In der Beschreibung von Chris´ jüngsten Gravelrennen taucht der Begriff „Suggaflask“ auf. Chris schwört auf den Inhalt seiner Flasche.
Und als neulich Youtuber Cam Nicholls zu Gast in der Show ist (Link zur Episode) wird gezielt nachgefragt. Chris erläutert, dass er 250 g Zucker in Wasser auflöst und in seine Trinkflasche füllt. Um etwas Geschmack zu haben mischt er Ahornsirup oder Zitronensaft dazu. Und für die Elektrolyte eine Prise Salz. Man solle nicht mit so viel anfangen, wenn man das nicht gewöhnt ist, warnen die beiden. Mit der aktuellen Mischung ist das für Chris ein vollwertiger Ersatz für Gels und andere Präparate, die man sich ins Wasser mischen kann.
Dieser Kohlenhydrate-Booster für unterwegs kostet quasi nichts. Aber der niedrige Preis ist nicht der Grund für Chris. Dafür nimmt er die Rennen viel zu ernst. Für ihn ist das die derzeit beste Kohlenhydratunterstützung im harten Training und im Rennen. Und viele beginnen es nachzuahmen.
Eigene Erfahrung
Ich selbst habe schon viele Produkte für die Trinkflasche durch. Mein Favorit war zuletzt Vitargo, ein Präparat, das seine Kohlenhydrate besonders schnell zur Verfügugn stellen soll. Es füttert mich tatsächlich gut beim Fahren, aber die eher dickflüssige Konsistenz ist nicht jedermanns Sache und zudem ist es natürlich wie alle diese Produkte furchtbar teuer. Und eines haben alle diese Produkte gemeinsam: sie bestehen hauptsächlich aus eine Art Zucker (Glukose, Fruktose, Maltodextrin oder Saccharose).

An die Sugarflask (Saccharose) taste ich mich diesmal vorsichtiger heran. Bei meinem ersten Versuch gebe ich 60 g Zucker in meine 600ml Flache. Zudem füge ich ein Päckchen Elektrolyte-Mix vom Lidl hinzu. Laod Up+ und kostet 3,95 EUR für 15 Beutelchen. Das Getränk schmeckt ausgezeichnet. Ich erhöhe bald die Zuckermenge auf 80 und auf 100 g. Und es funktioniert wunderbar. Bei harten Trainings- oder Langdistanzfahrten gibt es tatsächlich Energie, ohne dass ich dabei etwas Kauen muss. Jedenfalls verhindert es wirkungsvoll den Hungerast, zumindest vorrübergehend, denn ganz ohne feste Nahrung auszukommen ist schwer.


Richtige Ernährung während Training
Heutzutage bricht sich die Einsicht Bahn, dass man für eine gute Performance die Muskeln mit ausreichend Kohlenhydrate versorgen muss. Also vorher zuführen, währenddessen zuführen und hinterher, nach dem obligatorischen Eiweißshake. Stundenlanges Training ohne Kohlenhydratzufuhr und sich hinterher noch zusätzlich schlechtgelaunt durch den Tag zu hungern, um sich abends am Buffet wie ein Berserker ins Foodkoma zu schießen war früher normal. Das gilt heute als Irrweg. Eine konstante Zufuhr führt zu mehr Leistungsfähigkeit. Die Sugarflask ist ein Baustein dieses Konzepts und ein günstiger obendrein. Ich hab es während harter Trainings und auch auf einer Langstrecke nach Dänemark getestet und mittlweile ist die Sugarflask ein fester Bestandteil meiner Fahrten, die viel Kohlenhydrate erfordern.
Empfehlung
Starte mit wenig Zucker und steigere die Menge. Geschmackliche Beimischprodukte sind erlaubt und machen es einfacher, das süße Wasser zu trinken. Salz als Ausgleich für den Verlust von Mineralien durch Schweiß ist empfehlenswert. Eine genaue Angabe gibt es für das Salz nicht. Eine Prise sollte man nicht rausschmecken.
Auch Erfarhungen damit gesammelt? Teile gerne deine Eindrücke in einem Kommentar.
Der Einfachzucker wird doch zwangsläufig Peaks auslösen welche der Körper durch Ausschüttung von Insulin zu kompensieren versucht. So schnell kann der Zucker dich gar nicht „verbraucht“ werden können. Das ganze klingt dadurch für mich wie eine sicherer Einstieg in Diabetes Typ 2. Warum nicht langkettige Kohlenhydrate zuführen? Z.B. Maltodextrin 6? Auch über den Preis zu argumentieren finde ich persönlich schon fast komisch: wahrscheinlich ein Rennrad fahren das mehr als 4000 € kostet aber dann am einen Getränk für 20 € sparen… Für mich klingt das auf jeden Fall nicht wirklich nach einer Sache, welche ich ausprobieren möchte…
Ist so viel Raffenwriezucker nicht furchtbar ungesund?
Der weiße Haushaltszucker hat einen schlechten Ruf, jedoch zu unrecht. Er ist ist wie Fruchtzucker, Milchzucker etc. eben Zucker. Der eine Zucker ist nicht schlimmer als der andere. Allen gemeinsam ist, dass sie Kohlenhydrate liefern, die wir beim harten Training oder im Wettkampf dringend brauchen. Nimmt man viel Zucker zu sich, ohne Sport zu treiben, hat das die Konsequenz, dass der Körper die überschüssige Energie wegspeichert und wir das dann als „Hüftgold“ mit uns rumtragen. Heute gibt es in vielen hochprozessierten Lebensmitteln Zucker, der Konsum ist also allgemein hoch, aber deswegen ist Zucker nicht automatisch ungesund. Jedoch haben manche Menschen eine Unverträglichkeit, wie z.B. beim Milchzucker (Lactose), daher sei beim Zuckerwasser angeraten, sich an die Menge ranzutasten und das Kohlenhydrat-Powergetränk auch nur dann einzusetzen, wenn der Körper es braucht. Bei Ausfahrten mit 2-3 Stunden im Grundlagenbereich kann man den Körper auch auf Fettverbrennung umschalten lassen, indem man keine Kohlenhydrate zuführt.