Garmin erwartet 100 Millionen Mehrkosten wegen Zölle

Beim „Frist Quarter Event“ vermeldete Garmin am 30. April einen Umsatz von 1,54 Milliarden Dollar. Dennoch macht man sich Sorgen um den Gewinn. Steigen die Garmin Preise jetzt wegen der Trump-Zölle auch um 10 %?

6,3 Milliarden Dollar Umsatz in 2024, das ist ein Plus von 20 % gegenüber 2023

Schon in 2024 hat Garmin ein sattes Umsatzplus hingelegt. Im ersten Quartal kamen nochmal 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr dazu. Insgesamt spricht Garmin von einer Marge in Höhe 57,6 %, was nur etwas weniger ist, als im Vorjahr und bei einem Gewinn von fast 333 Millionen Dollar wohl zu verkraften. Vor allem sollen die neuen Smartwatches einen großen Anteil am Erfolg haben.

Trek und Specialized reagierten bereits mit steigenden Preisen wegen der US-Zölle

Mitte April hat der Radhersteller Trek schon mal eine Preiserhöhung von 10 % an die Händler verteilt. Der Versuch, das mit einer positiven Botschaft zu verpacken, kam bei amerikanischen Händlern vermutlich nicht gut an. Das Magazin Bicycle Retailer zitiert aus einer Mail von Trek, die auf eine eingehergehende Wertsteigerung des Lagerbestand hinweist. Eine Woche davor hat Specialized bereits einen 10prozentigen Zollaufschlag angekündigt, der allerdings extra ausgewiesen wird. Der Käufer soll transparent wissen, warum das neue Rad jetzt teuer ist.

Trek Preiserhöhung
Foto: Treck Marketing Content CACH

Preiserhöhung auch bei Garmin?

Auch für Garmin werden die Zölle Auswirkungen auf Kosten haben, weil die Lieferketten komplex sind. Etwa 25 Prozent der Produktion läuft außerhalb der USA. Gleichzeitig werden 40 % der Einnahmen nicht in US-Dollar abgewickelt. Alles in allem geht Garmin von einem Mehraufwand in Höhe von 100 Millionen Dollar aus.

Ob Garmin sich an anderen der Fahrradbranche orientiert und die Mehrkosten an die Sportler weitergibt, lässt man sich in Kansas noch offen. Hauptumsatztreiber war der Outdoorbereich und damit die Smartwatches. Mit 750 Euro für den neuen Edge 1050 ist aber sicherlich auch bei den Radcomputern die obere Preisgrenze erreicht, selbst für Sportler die alles in der Garmin-Biosphäre eingerichtet haben. Zudem hat Wahoo und Hammerhead aka SRAM sich noch nicht zu etwaigen Preiserhöhungen gehäußert.

Garmin Preise
Foto: garmin.com Blog

Garmin Connect+

Mit Einführung der Garmin Connect+ vermuten viele Radsportler, dass bestehende Funktionen irgendwann nur noch mit Abo genutzt werden können. Das schließt Cliff Pemble, Präsident und CEO von Garmin, im Gespräch mit Bikeradar, aus. Allerdings habe ich bei Testen von Garmin Connect+ bisher auch praktisch keinen Mehrwert entdecken können. Bleibt abzuwarten, ob Garmin Wort hält oder wie Strava, gute Features nur noch für bezahlende Kunden bereit stellt.

Was wenn Garmin diese Kuh aber doch melkt? Während ein Bezahlen-für-Funktionen bei Strava legitim ist, würde Garmin die Käufer verärgert, und das nicht zu unrecht. Immerhin hat man mit dem Kauf des Garmin Radcomputers oder der Watch ja Connect mit gekauft. Kostenlos war bzw. ist das somit nicht gewesen.

Offen gesagt

333 Millionen Gewinn hört sich viel an und da könnte man doch 100 Millionen einfach mal aussitzen. Umgerechnet auf 6,5 Milliarden Umsatz beträgt der Gewinn allerdings „nur“ etwa 5 %. In einem Onlineartikel zum Thema Garmin wird kommentiert, dass bei 16 Millionen verkauften Einheiten der Aufpreis nur 6 US-Dollar wären, also eine Tasse Kaffee bei Starbucks. Viele dieser kleinen Starbucks-Tassen wachsen aber auch zu einigen Hundert, wenn nicht sogar Tausend Euro im Jahr.

Die Fahrradbranche ist sowieso stark schon gebeutelt. In den vergangenen Jahren kam unter anderem Simplon und Flyer ins Schwanken. Hohe Lagerbestände aus Zeiten der Pandemie sind endlich abgebaut und jetzt kommen die Zölle auf die US-Marken zu. Große Versender werden das wieder irgendwie mit Rabatten und Dumpingpreisen relativieren, die Händler Vorort haben aber keine riesigen Investoren als Untermieter. Aber selbst das ist keine unendliche Geldquelle. Die bekannteste Pleite war wohl Fahrrad.de, die zur Internetstores GmbH mit zig Shops gehörte. Bike24 zeigt, dass Umsatz nicht gleich Gewinn ist. Im 3. Quartal 2024 wurde hier noch Verlust von 10 Millionen ausgewiesen, das Jahr davor 15 Millionen.

Auch road.cc hat einen interessanten Beitrag zu Lieferketten und dem Zustand der Radbranche veröffentlicht. Demnach sind die Umsätze in Großbritannien auf dem Stand der 1970er und Giant hat 60 % Umsatz verloren. Währenddessen drängen Anbieter aus Fernost auf den Markt Europa. Denn hier sind finanzstarke Käufer. Wer sich damit beschäftigt, wie mein Blogkollege Per, erkennt, dass in Punkto Qualität viel aufgeholt wurde. Das kein Novum und Branchenübergreifend in den vergangenen 10 Jahren zu beobachten, auch dank Apple und anderen Steigbügelhaltern. Ein Blick auf das Ausstellerverzeichnis der Eurobike 2025 bestätigt, dass Made in China nicht mehr für Billigramsch steht.

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