Die Sixdays, zwischen Aerosocken, Maschinen auf Maschinen und einem Gespräch mit Nils Politt über die nächste Tour de France, die Ziele von Tadej Pogačar und was er vom neuen Colango Y1RS hält.
Inhalt
Faszination Bahnradsport
Es ist wahrscheinlich die gelungene Mischung aus Party und Radsport, die die Sixdays in Bremen so populär macht. Neben all den schick herausgeputzten Menschen, der Unterhaltung auf hohem Niveau mit viel Musik und kulinarisch feinen Sachen, gibt es für Radsportliebhaber auch tiefe Einblicke in den rasanten Bahnradwettkampf.

Auf den Sixdays sind die Athleten ganz nah
In die bremische ÖVB-Arena ist also eine riesenhafte Indoor-Radbahn mit Steilkurven eingebaut. Eine Meisterleistung an sich. Im inneren Rondell der Bahn sind die Athleten untergebracht. Mit ihren Rädern, kleinen Erholungskabinen und Umkleideräumen.
Aber als Zuschauer kann man ebenfalls dorthin und entweder was trinken oder sich von dort die Rennen anschauen. Inmitten des Rondells sind die Sportler und ihr Equipment nur eine Armlänge entfernt. Und die Sportler mischen sich unters Publikum. Wenn man dem ganzen so nah ist, kommt man nicht umhin festzustellen, dass die Fahrer abgefahrene Sportler sind. Sie sehen ein bisschen wie Übermenschen aus. Kraftpakete mit rasierten Beinen und definierten Muskeln. Maschinen eben.
Auf den Sixdays sind die Radprofis ganz nah beim Publikum
Und ihr Material ist es auch. Aus der Ferne der Zuschauerränge sieht es aus, als ob sie auf „nur“ Rennrädern sitzen. Aber aus der Nähe betrachtet sind das wahnsinnig getrimmte Maschinen. Die Räder sind als Fixies ausgeführt, d.h. es gibt keinen Freilauf, die Pedale drehen immer mit, wenn das Rad in Bewegung ist. Ich habe noch nie so große Kettenblätter gesehen und auch noch nie so Aero-optimierte Rahmen und Cockpits.
Die Lenker haben keine Brifter (Brake-Shifter), dafür allerlei kleine Auswüchse, an denen sich die Fahrer tief in eine Aeroposition begeben können. Ich glaube, ich habe auch noch nie so krasse Überhöhungen, den Höhenunterschied zwischen Sattel und Lenker, gesehen. Alles eben, um möglichst windschnittig um die Bahn zu kommen, was die Sportler mit bis zu 68,5 km/h schaffen. Hammer! Und damit ist nicht nur der Umfang von Robert Förstemanns Oberschenkel gemeint.
Außerdem tragen alle Fahrer Aerosocken. Seit in einem Windkanal vor ein paar Jahren festgestellt worden ist, dass diese Socken einen erstaunlichen Vorteil von 15-20 Watt bringen, sind die Standard.

Ein Star auf den Sixdays: Nils Politt
Es gibt nicht viele UCI World Tour Fahrer auf den Sixdays. Ich habe zwei UCI-Fahrer ausgemacht und mit dem einen, Nils Politt, konnte ich aufgrund der unkomplizierten Begegnungsmöglichkeit im Rondell ein bisschen quatschen. Nils Politt ist nicht nur ein World Tour Fahrer, sondern gehört zum Profi-Team UAE Emirates und fährt also mit dem derzeit schnellsten Radfahrer der Welt, Tadej Pogačar.
Nils über Team UAE Emirates, Tadej Pogačar und Colnago Y1RS
Colnago hat mit ihrem neuen Aerobike Y1RS die Gehirne aller Radsportbegeisterter auf diesem Planeten zum Rauchen gebracht. Ein so gelungener Launch eines neuen Bikes hat es in den letzten Jahren selten gegeben. Und natürlich fragen wir uns alle, ob Tadej Pogacar die Tour de France 2025 auf diesem Rad gewinnen möchte.
Spannende Neuigkeiten von Nils über das Colnago Y1RS
Aber Nils Politt winkt ab und sagt, dass Team Emirates die Saison 2025 nicht mit dem Y1RS fahren wird. Sie testen es zwar in den Trainings, aber es sei noch nicht ausgereift. Er geht nicht auf Details ein, aber es brauche noch ein paar Weiterentwicklungen, ehe man es auf den Grand Tours sehen wird.
Welche Ziele hat Tadej Pogačar in 2025?
Nils bleibt also vorerst seinem Colnago V4RS treu und er sagt, dass er es gut findet. Ein Bike, das angesichts der Konkurrenz in der World Tour bei den vielen Nerds im Internet nicht gut abschneidet. Und Nils will wieder die Tour de France fahren. Die anderen großen Klassiker Vuelta und den Giro aber nicht. Leider erzählt er nichts über Tadejs Strategie in Bezug auf die drei. Schade. Aber Nils ist ein nahbarer, ein netter Kerl und posiert zwischendurch für Fotos mit Kids.

Die Sixdays Bremen 2025
Ich bin Radsportfan. Ich gehe wegen des Sports hin. Viele andere gehen wegen der Party hin. Aber auch als Radsportbegeisterter kann man sich nicht der faszinierenden Mischung dieser Kombination entziehen. Im VIP-Bereich, in dem sich viele Bremer Firmen Tische reservieren gibt es Speisen vom Feinsten. Der Caterer Geschmacks-Labor sorgt dafür. Und durch Moderation, Unterhaltung, Speisen, Getränke und ausgelassene Stimmung entsteht erst dieser einmalige Zauber, der die Sixdays so angenehm macht.
Auch nicht-Radsportfans fiebern auf den Sixdays bei der Wilde Jagd und den Sprintrennen mit
Wäre es eine reine Sportveranstaltung, wäre es wohl eine ziemlich fade Angelegenheit für die vermeintlich kleine Fangemeinde. Vermeintlich deshalb, wie die Tribünen am Samstag Abend voll sind. So gibt es aus der Welt der Sports und der Welt der Unterhaltung eine unwiderstehliche Mischung.
Es ist schwer, sich dem Charme der Sixdays zu entziehen. Und es steht dabei jedem frei, den persönlichen Schwerpunkt auf Sport und Sportler zu legen oder eben auf die Party. Das ist eine sehr moderne Form der Begegnung, die qualitativ sehr hochwertig arrangiert ist. Da spielt es, zumindest heute, auch keine Rolle, dass die Sixdays nur noch vier Tage und bekannte Namen rar geworden sind.
Weiter so, liebe Sixdays.
Mit welchen Rennrad ist Politt auf den Sixdays gefahren?
Nach dem Modell seines Bahnrades haben wir nicht gefragt, sorry.
Schöner Artikel