Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter.com haben in den letzten Jahren unzählige innovative Projekte für Radfahrer herausgebraucht. Von smarten Fahrradlichtern bis hin zu High-Tech-Fahrradcomputern sieht das Angebot endlos aus. Preis, Qualität und Features wirken fast wie ein Geschenk.
Dank KI und globalen Zugriff auf Photo- und Videocreators sind Produktpräsentation manchmal sogar perfekter, als von etablierten Herstellern. Doch wem kann man trauen? Wirklich schlecht gemachte Produktfotos, die sofort auf ein Fake-Angebote schließen lassen, sieht man heute leider nicht mehr.
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Beispiel: QIDI Vida AR-Brille
Die QIDI Vida AR-Brille, eine Augmented-Reality-Brille speziell für Sportler, versprach Funktionen wie ein Vollfarbdisplay, Gesundheitsdaten und Navigation. Auf Kickstarter konnte das Projekt bis heute 1.006 Unterstützer gewinnen und sammelte beeindruckende 439.226 US-Dollar. Trotz des Erfolgs der Kampagne berichten inzwischen viele Unterstützer von mangelnder Kommunikation seitens der Projektgründer und Verzögerungen bei der Auslieferung. Ein Unterstützer äußerte auf Reddit seine Bedenken:
Ich war ein ursprünglicher Kickstarter-Unterstützer, habe mich aber zurückgezogen, da sie keine Rückerstattungen akzeptierten, wenn ich das Produkt zurückgeben wollte.“
Texte, Produktfotos, Videos und Bilder auf Kickstarter sind professionell gemacht. Zwischendurch gab es sogar eine Website des 2021 gegründeten Unternehmens. Das Titelbild ist unübersehbar mit KI gemacht, die Inhalte zusammengeklöppelt, Adresse ein Briefkastenbuilding in Shanghai. Ende April, also 7 Monate nach dem letzten Update des Anbieters, vermuten viele Unterstützer auf Scammer reingefallen zu sein.

Vorsicht bei fehlenden Kontaktinformationen
In letzter Zeit tauchen auf Instagram vermehrt Werbeanzeigen für eine Brille bei Radsportlern auf. Der Shopify-Shop cybersight.sg des Anbieters wirkt professionell und seriös, jedoch fehlen Kontaktinformationen vollständig. Nur die Domain weist auf einen Sitz in Singapur hin. Bis vor kurzen konnte noch gegen ein Deposit von 9 $ der Preorder-Vorteil erkauft werden. Obwohl die Seite nicht wie eine Abzocker-Seite aussieht, sollten potenzielle Käufer vorsichtig sein. Ein Verkäufer in Weitweitweg und dazu noch gänzlich fehlende Transparenz kann ein Hinweis auf mögliche Probleme sein, allein schon wenn es um Garantieansprüche geht.

Vertrauenswürdigkeit von „Geld-zurück-Garantien“
Nahezu alle Anbieter werben mit „Geld-zurück-Garantien“. Doch wie verbindlich sind solche Versprechen? In Deutschland ist zumindest das Verbraucherschutzgesetzt und transparente Geschäftsbedingungen eine relativ gute Absicherung, soweit es was zu holen gibt und der juristische Aufwand betrieben wird.
Der Rat, vor einem Kauf die Bedingungen genau zu prüfen und sicherzustellen, dass der Anbieter vertrauenswürdig ist, ist bei Angeboten außerhalb der EU so gut wie bei einem Hütchenspieler auf saubere Klamotten zu achten.
Wer trägt die Verantwortung bei Kickstarter?
Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass kickstarter.com eine Art Käuferschutz übernimmt. Tatsächlich stellt Kickstarter aber lediglich die Plattform bereit. Die Verantwortung für die Umsetzung des Projekts und die spätere Lieferung liegt vollständig beim Projektgründer. Kickstarter macht hieraus auch keinen Hehl und scheibt:
Kickstarter ist kein Geschäft, und wir führen keine Rückerstattungen durch.
und weiter
Die gesammelten Gelder werden direkt an den Projektgründer weitergeleitet und von ihm verwaltet.
Käufer sollten sich daher bewusst sein, dass sie ein Risiko eingehen, wenn sie ein Projekt finanzieren, denn sie sind Unterstützer mit dem Versprechen, das Produkt zu einem günstigeren Preis zu erhalten – vorausgesetzt es gibt ein Produkt.

Laut den offiziellen Kickstarter-Statistiken liegt die Erfolgsquote aller Projekte bei 41,71 %. Das bedeutet, dass etwa 58,29 % der Projekte ihr Finanzierungsziel nicht erreichen. Besonders in der Kategorie „Technologie“ ist die Erfolgsquote mit 23,57 % vergleichsweise niedrig, was darauf hindeutet, dass viele Projekte in diesem Bereich scheitern.
Chance für echt gute Produkte
Trotz all dem Risiko und Verunsicherung durch unseriöse Anbieter, sind Crowdfunding-Plattformen eine großartige Möglichkeit neue Produkte zu finanzieren. Ein Beispiel sind Vero und Jannik, die haben ClipClap über eine Kampagne auf startnext.com finanziert. Auch das E-Bike-Nachrüstset Skarper ist mit Unterstützung entstanden. Zilch, eine neue Fahrradpumpe läuft gerade noch. Die Vorstellung zeigt ein fertiges Produkt und der Anbieter ist eine richtige Firma, die bereits Rennradzubehör herstellt.

Risiko Kickstarter
Kickstarter und ähnliche Plattformen bieten Radfahrern die Möglichkeit, innovative Produkte zu unterstützen und frühzeitig zu einem günstigeren Preis zu erwerben. Doch diese Chancen gehen mit Risiken einher. Es ist entscheidend, Projekte und Anbieter gründlich zu recherchieren, auf Transparenz und klare Kontaktinformationen zu achten und sich der möglichen Unsicherheiten bewusst zu sein.
Eine allzu perfekte Produktvorstellung muss nicht unbedingt bedeuten, dass der Anbieter seriös ist. Dagegen sind Präsentationen mit den Menschen, die ihr Projekt selbst präsentieren zumindest ein Hinweis auf ein seriöses Projekt. Schon früher galt: Man kann Menschen nur vor den Kopf gucken! Jeder Unterstützer muss selbst entscheiden, ob das Angebot wirklich so gut ist, dass es ein Risiko lohnt.